Umsetzung von Radfahrstreifen auf der Gummersbacher Straße

An die Mitglieder des Verkehrsausschusses
der Stadt Köln
Per E-Mail

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahren warten Radfahrende aus Mülheim, Kalk und Bergisch-Gladbach darauf, dass auf der Gummersbacher Straße endlich eine sichere Fahrradinfrastruktur entsteht. Mit Entsetzen haben viele Radfahrende festgestellt, dass aufgrund von teilweise hanebüchenen Behauptungen die Umsetzung weiter verzögert oder sogar verhindert werden soll.

Aufgrund der enormen Bedeutung dieser Achse für den Radverkehr möchten wir die Sicht der Radfahrenden hierzu darzustellen.

Radverkehrskonzept Innenstadt

Bereits im Jahr 2016 hat der Verkehrsausschuss das Radverkehrskonzept Innenstadt beschlossen. Bezüglich der Gummersbacher Straße wurde beschlossen, dass es sich hier um eine MIV-Vorrang-Straße handelt und demnach „Radfahren auf Radverkehrsinfrastruktur“ umgesetzt werden soll. Damit gibt es bereits einen Beschluss, hier Radverkehrsinfrastruktur anzulegen. Seit 6 Jahren warten wir auf die Umsetzung. Bis auf einen Entfall der Benutzungspflicht der Gehwege ist hier nichts passiert. Dabei ist in dem Beschluss festgehalten, dass die Gummersbacher Straße gemäß des „Eimer-Plans“ möglichst kurzfristig durch Markierung eines Radweges angegangen werden sollte:

Gerade in der Kölner Innenstadt gibt es große Verkehrsschneisen, die für heutige Verhältnisse städtebaulich und verkehrstechnisch überdimensioniert sind, da sie für den motorisierten Verkehr nicht mehr die ursprünglich geplante Bedeutung haben. Die während der Planung dieser Schneisen vor etwa 50 Jahren zu Grunde gelegten und prognostizierten Verkehrsmengen müssen von diesen Verkehrsanlagen nicht mehr bewältigt werden. Diese Straßen weisen in der Regel nur unzureichende oder keinerlei Angebote für den Radverkehr auf. Hier handelt es sich um folgende Straßen („Eimer-Plan“, Anlage 5): Roonstraße, Turiner Straße, Riehler Straße, Gummersbacher Straße, Magnusstraße, Salier- und Ubierring. Durch Ummarkierungen und kleinere Umbauten können Flächen wahrscheinlich so neu aufgeteilt werden, dass für den Radverkehr eigene Anlagen geschaffen werden können. Berücksichtigt werden müssen Anpassungen an den Lichtsignalanlagen. Diese Maßnahmen haben besonders durch die Tatsache, dass es hier vorher keine Radverkehrsanlagen gab, eine deutliche Signalwirkung. Nach dem bereits vorgestellten und am 22.06.2015 beschlossenen Prinzip, wie es auf der Ulrichgasse angewendet wird, könnte im Rahmen eines Sofortmaßnahmenprogrammes eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr in diesen Abschnitten nach erster Einschätzung für den Radverkehr umgenutzt werden, eine Fahrspurreduzierung von 3 auf 2 oder 2 auf eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr pro Richtung ist realistisch. Diese Maßnahmen sind weniger komplex als komplette Umgestaltungen und ihre Umsetzung ist voraussichtlich mit einem überschaubaren Planungsaufwand und damit vergleichsweise schnell möglich. (Beschluss vom 14.06.2016, 1171/2016, Hervorhebungen nur hier)

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Gemäß des aktuellen Umsetzungsstandes ist die Umsetzung dieser „kurzfristigen Sofortmaßnahme“ für das Jahr 2024 vorgesehen. Also 8 Jahre nach dem Beschluss zum Radverkehrskonzept Innenstadt:

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Beschluss zur RadPendlerRoute Bergisch-Gladbach Köln

Die Gummersbacher Straße ist nicht nur Teil des Radverkehrskonzept Innenstadt, sondern wurde vom Verkehrsausschuss auch als Teil der RadPendlerRoute von Bergisch-Gladbach nach Köln beschlossen. Hierbei decken sich der Verwaltungsvorschlag und die Vorschläge von Initiativen. Eine bauliche Lösung entlang der Gleise der Deutschen Bahn ist, wenn überhaupt, nur langfristig mit mehreren Jahrzehnten Vorlauf möglich.

Der Verkehrsausschuss beschließt als ersten Teil der Trasse für die RadPendlerRoute 2 (Bergisch Gladbach – Köln) zunächst den Verlauf bis zur Kreuzung Chemnitzer Straße/Wichheimer Straße (von Westen aus kommend) gemäß Verwaltungsvorlage. Die Beschlussfassung für die restliche Trassenführung wird bis zur Sitzung am 27.09.2022 zurückgestellt. (einstimmiger Beschluss im Verkehrsausschuss vom 23.08.2022, 0715/2022)

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Mit dem Beschluss zur RadPendlerRoute sollte also spätestens jetzt mit hoher Priorisierung die Umsetzung der Maßnahme erfolgen. Das „ob“ ist also längst und mehrfach beschlossen. Es kann nur noch um das „wie“ gehen.

Bedeutung der Gummersbacher Straße für Radverkehr aus Mülheim, Kalk und Bergisch-Gladbach

Die Gummersbacher Straße hat eine hohe Bedeutung für den Radverkehr aus Mülheim. Die meisten fahren hier die Route Istanbulstraße, Straße des 17. Juni, Gummersbacher Straße und von dort weiter über das Arena-Gelände zum Bahnhof Messe/Deutz oder geradeaus zur Deutzer Freiheit. Bereits heute fahren viele Menschen diese Strecke, um von Bergisch-Gladbach mit dem Fahrrad in die Kölner Innenstadt zu kommen. Dies entspricht auch der vorgesehenen RadPendlerRoute nach Bergisch-Gladbach.

Der Radverkehr aus Kalk ist hier ebenso rege. Dies wird absehbar noch verstärkt durch die Umsetzung der Fahrradstraßen in Kalk als Alternative zur Kalker Hauptstraße. Hier wird der Radverkehr letztlich Richtung Bürgerpark Kalk geführt und würde von dort weiter auf der Gummersbacher Straße Richtung Innenstadt fahren.

Gefahrenlage im Ist-Zustand

Im Ist-Zustand besteht eine ausgeprägte Gefahrenlage für den Radverkehr. Diesbezüglich sind die Behauptungen der Arena, dass es bei Umsetzung der Radfahrstreifen erst zu einer Gefährdung des Radverkehrs kommen würde, unzutreffend:

  • Fehlende Radwege: Es ist selbst für Kinder ab 10 Jahren Pflicht, hier auf der vierspurigen Straße zwischen den Autos zu fahren! Es gibt auch mehrere (Berufs)schulen und KiTas in unmittelbarer Nähe
  • Freilaufender Rechtsabbieger von der Straße des 17. Juni mit hohem Konfliktpotenzial. Viele Radfahrende wären dort bereits überfahren worden (incl. von LWK), wenn diese nicht aktiv vorausschauend fahren würde und ständig auf ihre Vorfahrt verzichten würden.
  • Radverkehr von Kalk landet auf der linken Spur und muss auf die rechte Spur wechseln, obwohl dort von hinten über den freilaufenden Rechtsabbieger KfZ mit hoher Geschwindigkeit angefahren kommen
  • Aufgrund der Breite der Straße erreichen KfZ hohe Geschwindigkeiten (Nachweis durch hier mehrfach aufgestellte mobile Blitzer) und überholen Radfahrende, die sie hier als Verkehrshindernis wahrnehmen, mit zu geringem Abstand
  • Viele Ein- und Ausfahrten machen die Situation im Ist-Zustand noch gefährlicher (Feuerwehr, Querparkplätze am Fitness-Center, Ausfahrten Parkplatz und Parkhäuser)

Eine der größten Gefahren sind jedoch die Parkplätze auf der Südseite vor dem Trainingszentrum. Obwohl hier ein riesiger Parkplatz besteht, der bis auf wenige Stunden am Abend bei Veranstaltungen komplett leer ist, sind hier Parkplätze am Straßenrand eingerichtet. Damit entfällt in diesem Bereich die Benutzbarkeit der rechten Spur für den fließenden Verkehr. Radfahrende müssen sich auf die linke Spur in den fließenden Verkehr einordnen, was aufgrund der hohen Geschwindigkeitsunterschiede sehr gefährlich ist.

Die Eltern, die den Nachwuchs vom Hockey-Training mit dem Auto abholen, könnten auch ins Parkhaus fahren oder auf dem Parkplatz warten. Die Gefährdung steht absolut außer Verhältnis zum „Nutzen“ dieser Parkplätze.

All diese Gefährdung wurden sofort entfallen, wenn der Verwaltungsvorschlag zu Radfahrstreifen umgesetzt werden würde.

Es bestehen keine Alternativen für den Radverkehr

Die Deutz-Kalker-Straße ist keine ernst zu nehmende Alternative für den Radverkehr. Dies ergibt sich bereits aus den Beschlüssen zum Radverkehrskonzept Innenstadt und zur RadPendlerRoute. Radfahrende müssten hier einen Umweg fahren und an zahlreichen weiteren Ampeln warten. Es besteht zudem eine Gefährdung durch die Ein- und Ausfahrten der Tankstelle und es ergeben sich Konflikte an den Treppenaufgängen zur KVB.

Schließlich ist der Weg gar nicht durchgehend in West-Ost-Richtung für Radfahrer freigegeben. Man müsste im Tunnel unter den Gleisen absteigen und schieben. Wer so etwas für eine Radhauptverbindung fordert, zeigt schon deutlich, wo die Prioritäten gesehen werden.

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Statt einer Strecke von 1 km in 4 Minuten würde die Alternative doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen. Dies liegt an den vielen Ampeln, die hier zusätzlich gequert werden müssten.

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Der Vorschlag der Arena, einfach die Fußgänger und Radfahrer auf den schmalen Gehweg der Gummersbacher Straße zu quetschen, während dem Kfz-Verkehr bis zu 5 Spuren (4 Fahrspuren plus ein überbreiter Parkstreifen auf einem Abschnitt der Nordseite) belassen werden sollen, grenzt an eine Unverschämtheit. Wer solch eine „Infrastruktur“ für eine Radhauptverbindung vorsehen möchte, die u.a. die Kölner Innenstadt mit der Stadt Bergisch-Gladbach verbindet, ist eigentlich kein ernstzunehmender Diskussionspartner für Fragen der Verkehrswende.

Mit welchem „Respekt“ die Arena den an dieser Stelle bereits im Ist-Zustand bestehenden, gemeinsamen Geh- und Radweg behandelt, sehen Sie anhand der folgenden Fotos:

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Verbesserung für die Feuerwehr

Besonders beunruhigend sind die unwahren Tatsachenbehauptungen, die im Zusammenhang mit der Feuerwehrwache in die Welt gesetzt wurden. Um das klipp und klar festzuhalten: Bei Veranstaltungen ist der Ist-Zustand für die Feuerwehr eine Katastrophe. Als Nachweis erhalten Sie hiermit ein Bild, dass den Ist-Zustand während der Anreise für eine Veranstaltung dokumentiert:

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Hingegen wären Radfahrstreifen für die Feuerwehr eine perfekte Alternative, um den Stau, der durch die Veranstaltungen in der Arena so oder so ausgelöst wird, schnell und sicher zu umfahren. Anhand der folgenden Bilder sehen Sie, dass Einsatzfahrzeuge völlig ohne Probleme bei Stau des MIV auch Radverkehrsinfrastruktur benutzen können. Voraussetzung ist lediglich, dass die Regelbreiten für die Einrichtung von Radverkehrsinfrastruktur eingehalten werden. Hierfür ist auf der Gummersbacher Straße genug Platz.

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Verkehrsfluss bei Veranstaltungen

Den verkehrstechnischen Argumenten der Verwaltung kann nur zugestimmt werden. Die Zufahrten von Osten und Westen sind bereits einspurig und der Verkehrszufluss ergibt sich allein aus den Ampelschaltungen im Umfeld. Zudem ist die Richtung von Westen nach Osten aufgrund der Parkplätze am Straßenrand bereits de-facto einspurig.

Hinzu kommt, dass der Linksabbieger von der Straße des 17. Juni auf die Gummersbacher Straße mit der Umsetzung des Netzelement 4 entfallen soll. Damit würde der Zufluss auf die Gummersbacher Straße noch weiter zurückgehen.

Sofern es bei Veranstaltungen zu einem Stau kommt, beschränkt sich dieser bei der Zufahrt und bei der Abfahrt ohnehin nur auf eine von 4 Spuren. Es ist nicht nachvollziehbar, warum hierfür 4 Spuren dauerhaft vorgehalten werden sollen.

Den Nachweis hierzu haben Sie bereits beim Bild der Feuerwehrzufahrt gesehen. Im Ist-Zustand stauen sich die KfZ auf einem Fahrstreifen und warten, bis ins Parkhaus eingefahren werden kann. 3 Fahrstreifen bleiben dabei immer leer.

An der Erreichbarkeit der Arena per PKW und der Dauer der Anfahrt würde sich durch die Einrichtung von Radfahrstreifen nichts ändern.

Alternativen für MIV

In der Diskussion zur Anbindung der Arena an die Autobahn gehen ein paar grundlegende Dinge völlig unter:

Obwohl die Arena fußläufig nur wenige Minuten vom Bahnhof Messe/Deutz und vom Hauptbahnhof entfernt ist, ist die Arena gleichzeitig perfekt an das Autobahnnetz angebunden. Das ist normalerweise nur auf der „Grünen Wiese“ außerhalb zentraler Lagen möglich. So oder so sichert sich die Arena (wie im Übrigen auch die Messe) diesen doppelten Vorteil der innerstädtischen Lage bei einem gleichzeitigen Direktanschluss an das Autobahnnetz.

Wir möchten daran erinnern, dass die Östliche Zubringerstraße u.a. durch das Gremberger Wäldchen gebaut wurde und direkt an der Arena endet. Am Ende bestehen hier sage und schreibe 9 Spuren für KfZ. Zudem führt diese Autobahn direkt ins Parkhaus der Arena:

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Selbst ein Umweg über die Östliche Zubringerstraße würde nur ein Plus von 4 Minuten für den MIV bedeuten. Zufälligerweise ist das die gleiche Zeit, die die Arena für den tagtäglichen Radverkehr als zumutbar betrachtet (s.o. zum Umweg über die Deutz-Kalker-Straße).

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Schließlich darf bei der Diskussion nicht außer Acht gelassen werden, dass die Arena nicht nur aus allen Himmelsrichtungen so oder so über die Autobahn erreichbar ist, sondern perfekt mit dem ÖPNV und Fernverkehr per Bahn erreichbar ist. Es bestehen Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr über Messe/Deutz. Es gibt 3 Stadtbahn-Stationen und mehrere Buslinien im unmittelbaren Umfeld:

  • KVB-Linien 1/3/4/9
  • Buslinien 150/153/179/196/250/260/N26
  • S-Bahnen 6/11/12/13/19
  • RegionalBahnen 22/24/25/26/27/38/48
  • RegionalExpress Züge 1/5/7/8/9/12/22

Insgesamt sind dies 30 verschiedene Linien. Hinzu kommen zahlreiche Linien des Fernverkehrs an den Bahnhöfen Messe/Deutz und Hauptbahnhof.

Sofern die Arena eine noch bessere Anbindung für den MIV über das Autobahnnetz wünscht, könnte das Messeparkhaus, direkt an der Stadtautobahn gelegen, verwendet werden. In den Abendstunden steht das Messeparkhaus ohnehin leer. Die Arena und das Messeparkhaus könnten mit einem Shuttlebus verbunden werden.

Falls Sie weitere Rückfragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Für die BI Buchforst Mobil